COVID-19: Die Bundesliga zieht Bilanz

08.10.2020

Vor rund sieben Monaten wurden die Meisterschaften in der Tipico Bundesliga und der 2. Liga durch die Corona-Pandemie unterbrochen, knapp drei Monate später konnten die Klubs den Spielbetrieb wieder aufnehmen.

Zum Start der Saison 2020/21 sind nach Ausarbeitung umfangreicher Konzepte erstmals auch wieder Zuschauer in den Stadien erlaubt, wenn auch die ursprünglich avisierten Höchstzahlen von maximal 10.000 Zuschauern in der Zwischenzeit auf 3.000 Zuschauer herabgesetzt wurden, was die Klubs vor neue Herausforderungen stellt.

Wettbewerbssicherheit an höchster Stelle

Bereits kurz nach dem Lockdown begann eine Expertengruppe der Bundesliga und der Klubs sich Gedanken zu machen, wie eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs unter besonderen Rahmenbedingungen und höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen vonstattengehen kann. In Abstimmung mit dem Gesundheits- und Sportministerium wurde ein Präventionskonzept erstellt, das die Grundlage für die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs darstellte und seitdem laufend weiterentwickelt wird.

Neben umfangreichen organisatorischen und präventiven Maßnahmen setzen die Bundesliga und ihre Klubs insbesondere auf ein engmaschiges Testsystem, das sicherstellen soll, dass gegebenenfalls infizierte Akteure schnellstmöglich erkannt und vom Rest der Mannschaft isoliert werden können. Um dies zu gewährleisten, unterziehen sich sämtliche Akteure der „Roten Gruppe“ einmal wöchentlich einem PCR-Test, um Gewissheit über den eigenen Infektionsstatus zu erhalten. Die Ergebnisse dieser Tests müssen spätestens 36 Stunden vor einem Spiel vorliegen, um bei positiven Fällen noch eine weitere Testreihe absolvieren zu können.

Von der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs Anfang Mai bis heute wurden (inkl. Schiedsrichter) insgesamt über 20.000 Tests durchgeführt und im Meisterschaftsbetrieb über 1.000 Personen pro Woche getestet.

Von den entnommenen Proben waren 99,8% negativ. 43 Akteure wurden positiv getestet – 3 bis zum Saisonende 2019/20, 14 seit Saisonbeginn Anfang September, der Rest fällt in die Urlaubs- und Vorbereitungszeit. Von 43 positiven Fällen haben fünf Personen Symptome gezeigt, der Rest der Infektionen verlief asymptomatisch und wäre damit ohne dem engmaschigen Testnetz möglicherweise nicht erkannt worden, was zu weiteren Infektionen führen hätte können.

Der Erfolg gibt den Maßnahmen des Präventionskonzepts Recht: 100% der Spiele (215 seit Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach dem Lockdown) konnten durchgeführt werden, davon 99,07% planmäßig, lediglich zwei Spiele mussten verschoben werden.

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer: „Mit unserem Präventionskonzept zur Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs waren und sind wir ein Vorreiter für ganz Österreich. Die Inhalte und Maßnahmen wurden von Fußballverbänden, anderen Sportarten und auch Veranstaltern wie Kulturbetrieben übernommen. Für uns steht die Wettbewerbssicherheit an höchster Stelle, deshalb haben wir uns entschieden, freiwillig wöchentliche Tests durchzuführen, um etwaige Infektionen möglichst schnell erkennen zu können. Bei den aufgetreten Fällen ist auffällig, dass es zu keinen Ansteckungen innerhalb der Mannschaften gekommen ist und die aufgetretenen Fälle innerhalb eines Teams im Großen und Ganzen Einzelfälle waren. Alle Spiele konnten durchgeführt werden, das zeigt, dass das Präventionskonzept funktioniert und höchstmögliche Wettbewerbssicherheit bietet.“

Organisatorisch viel Aufwand 

Nachdem die verbleibenden Spiele der Saison 2019/20 als Geisterspiele durchgeführt werden mussten, war schnell klar, dass eine Rückkehr der Fans in die Stadien zu Beginn der neuen Saison das erklärte Ziel aller Beteiligten ist. Die Klubs der Tipico Bundesliga und der 2. Liga haben in der Sommerpause umfangreiche Präventionskonzepte erstellt und mit ihren lokalen Behörden abgestimmt – dies unter der Prämisse, dass unter gewissen Voraussetzungen bis zu 10.000 Zuschauern zugelassen werden könnten. Diese Grenze durfte schließlich leider nur beim Spiel Rapid gegen Admira in der 1. Runde der Tipico Bundesliga erreicht werden, da bereits zur zweiten Runde eine neue Höchstzahl von maximal 3.000 Zuschauern schlagend wurde.

Die bisher 64 Runden (24 Spiele Tipico Bundesliga & 40 Spiele 2. Liga), die in der neuen Saison mit insgesamt 84.492 Zuschauern ausgetragen wurden, zeigen, dass die Konzepte funktionieren. Bis dato sind keine Infektionen durch den Besuch eines Bundesliga-Spiels bekannt. Lediglich nach vier Spielen wurde Contakt-Tracing ausgelöst, da jeweils ein Besucher in den Tagen nach einem Spiel positiv getestet wurde und damit bereits beim Spielbesuch positiv gewesen sein könnte. Aufgrund der Sicherheitskonzepte mitsamt personalisierten Tickets können dabei mögliche Kontaktpersonen gezielt und schnell informiert werden und ggf. weitere Rückschlüsse durch die Behörden unkompliziert erfolgen. Insgesamt wurden mehr als 3.000 Ordner eingesetzt, die die Zuschauer ggf. auf die Präventionsmaßnahmen hinweisen (dies entspricht einem Verhältnis von einem Ordner pro 28 Besuchern). Die Fans haben sich im Großen und Ganzen durch vorbildliches Handeln und umsichtiges Verhalten ausgezeichnet.

Dies wird auch von Seiten der zuständigen Behörden bestätigt, die sich durch die Bank mit der Arbeit der Klubs zufrieden zeigen. Bei 63 von 64 Spielen in dieser Saison gab es nach der Veranstaltung ein positives Feedback der Behörden, lediglich bei einem Spiel verhielten sich einige, vor allem aus dem Ausland angereiste Fans, nicht gemäß den Auflagen – dieses Problem wurde von den Klubverantwortlichen adressiert, woraufhin das Verhalten beim nächsten Spiel zur Zufriedenheit der Behörde war.

Diese positive Bilanz ist vor allem den umfangreichen organisatorischen und präventiven Maßnahmen zu verdanken, die die Klubs in den Stadien umsetzen. So wird häufig auf Desinfektionsspender im ganzen Stadion, Abstands-Bodenmarkierungen und Bargeldloses Zahlen bei den Kassen oder Gastro-Ständen, Maskenpflicht (außer am eigenen Sitzplatz), Boden-Leitsysteme oder gesperrte Plätze (Schachbrettmuster) gesetzt. Dazu kommt eine breit angelegte Informationskampagne mit Informationsvideos, Stadiondurchsagen und Kommunikation der Maßnahmen im Vorfeld.

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer: „Für uns alle steht die Gesundheit an oberster Stelle. Insofern freuen wir uns, dass wir seit Meisterschaftsbeginn unter den gegebenen Umständen zumindest einige Zuschauer wieder im Stadion begrüßen dürfen. Die Klubs haben dafür über den gesamten Sommer einen sehr hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand betrieben, um das Stadionerlebnis so sicher wie möglich zu gestalten – und das mit Erfolg, wie die Zahlen zeigen. Bei den vier Spielen, in denen Contakt-Tracing ausgelöst wurde, wurde schnell reagiert. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, wie wichtig die Zuschauerkonzepte und die Nachvollziehbarkeit der Personalien und zugewiesenen Sitzplätze im Stadion sind. Klar ist auch, dass die Situation mit 3.000 Zuschauern in einem kleinen Stadion eine andere ist als beispielsweise in einem 30.000er-Stadion. Vor allem die Möglichkeit, situationsangepasst an die jeweilige Infrastruktur gemeinsam mit der zuständigen Behörde individuelle Zuschauerkonzepte umzusetzen, wäre zu begrüßen.“

Finanzen – neue Herausforderungen

Durch die Herabsetzung der Zuschauerhöchstgrenze von 10.000 auf 3.000 (sowie zusätzliche kurzfristig bekanntgegebene regionale Beschränkungen) waren die Klubs mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Sie mussten innerhalb kurzer Zeit gekaufte Tickets bzw. Abos rückabwickeln bzw. entscheiden, welche Zuschauer nun nicht ins Stadion gelassen werden können. Dies ist natürlich mit großem Arbeitsaufwand und Einnahmenentfall für die Klubs verbunden. So beträgt der Zuschauerrückgang im Vergleich mit demselben Zeitraum der Vorsaison rund 60 Prozent. Zieht man die zusätzlichen Kosten für die Präventionsmaßnahmen sowie die entfallenen Einnahmen durch Ticketing, Gastro, Merchandising heran, ist bereits nach den Spieltagen des ersten Monats von einem Schaden in Millionenhöhe zu sprechen. Die Bundesliga und ihre Klubs begrüßen daher die von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler angekündigte Verlängerung der Unterstützungsfonds über den 30.09. hinaus. 

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer: „Wir freuen uns über die angekündigte Verlängerung der Unterstützungsfonds. Das ist ein wesentlicher Schritt, damit alle Klubs diese Saison finanziell überleben können. Wir haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass wir ein zuverlässiger Partner sind, der sich seiner Verantwortung bewusst ist. Umgekehrt benötigen natürlich auch wir und unsere Klubs zuverlässige Planungssicherheit im organisatorischen und finanziellen Bereich, damit wir den vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben des Fußballs, von der Nachwuchsarbeit angefangen bis hin zu gesellschaftlichen Verantwortung, weiterhin nachkommen können.“

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