Spektakuläre Ärmelkanaldurchquerung: Projekt kcc-2014.at geschafft!

25.08.2015

"Done!“ – So lautete seine erschöpfte, aber überglückliche Jubelmeldung nach 41,6 km und 14 Stunden im 18 Grad kalten Wasser des Ärmelkanals! Josef Köberl hat sein spektakuläres Projekt, schwimmend den Ärmelkanal zu durchqueren, trotz aller Widrigkeiten geschafft. Ein sportliches Mega-Projekt, das er zu Gunsten der Kinderkrebsforschung in Angriff nahm. Eiserner Wille und zwei Jahre beinharte Vorbereitung machten das Projekt erst möglich. Raubfische, Kaltes Wasser, Wellengang, starker Schiffsverkehr auf einer der dichtest befahrenen Meeres-Rrouten, Wetterkapriolen, Quallen und messerscharfe Klippen, sie konnten ihn nicht abhalten. Von diesem Abenteuer wir er wohl noch sein ganzes Leben erzählen können:

www.kcc-2014.at
SPENDENKONTO AT64 2011 1824 2748 5700

„Am Mittwoch (Anm: 19. August 2015) bin ich mit Peter Kadletz in Folkestone von der 14 stündigen Anfahrt sehr müde eingetroffen. An diesem Tag stand nur mehr Beziehen von Hotel und Erholen am Plan. Für Donnerstag stand dann ein Probeschwimmen im Kanal und das erste Treffen mit dem Kapitän Kevin Sherman am Programm. Das Wasser war herrlich und es hat mich gut getragen. Danach sind wir mit dem Kapitän alle Möglichkeiten der Querung, den damit verbundenen Gefahren und dem „Worst Case“ während des Schwimmens und die bevorstehenden Wetterprobleme für meinen geplanten Schwimmtag am Dienstag durchgegangen.

Am Freitag in der Früh wurde es durch einen Anruf vom Kapitän sehr stressig. Seine Worte um 10:00Uhr: Unser eigentlicher Termin am Dienstag ist wettertechnisch nicht zu halten und es gibt nur die Möglichkeit heute um 15:00 Uhr zu starten oder es sein zulassen.

Nach zwei Jahren der Vorbereitung ein unmögliches Unterfangen und nach kurzer Absprache mit meinem Supporter, stimmten wir dieser einzigen Möglichkeit zu. Uns schlotterten die Knie und die Zeit war äußerst knapp für die Vorbereitung. Wir besprachen die Situation telefonisch kurz mit dem Rest des Teams, das erst am Sonntag nach England kommen sollte. Danach haben wir nach den Angaben von Katrin Bajrami (Ernährungswissenschaftlerin) die spezielle Verpflegung vorbereitet. Alles in allem ca. 11 Liter an verschieden Getränken und Säften. Um 13:00 Uhr nahm ich meine letzte Mahlzeit zu mir und danach ging es ab in Richtung Hafen. Stress pur in allen Bereichen. Kein Nachdenken nur funktionieren mussten wir jetzt. Es war eine Ausnahmesituation, zum Einen fehlte die restliche Crew und zum Anderen war die mentale Vorbereitung für so ein gefährliches Abenteuer nicht vorhanden. Aus dem Hafen fuhren wir um 1500 Uhr zu meinem Startplatz „Samphire Hoe“.

Das Startsignal ertönte um 15:30 Uhr. Wir mussten die ersten 12 km unbedingt in 4 Stunden schaffen um gut durch die britische Tide zu kommen. Diesen wichtigen Punkt konnte ich schon nach 3 Stunden erreichen. Wir hatten es mit der Strömung gut erwischt.

Doch der Stress der vorangegangenen Stunden macht sich bemerkbar. Schon nach 1 ½ Stunden musste ich mich im Wasser übergeben. Leider war auch die Kapsel zur Körperkerntemperaturmessung, die ich geschluckt habe, auch dabei. Schade, das wäre die erste wissenschaftliche Aufzeichnung beim Langzeitschwimmen im kalten Wasser in diesem Umfang geworden.

Zum Punkt der „Separation“ kamen wir nach gut 6 Stunden und 30 Minuten. Alles lief perfekt. Vom Boot aus wurde mir immer der aktuelle Stand mitgeteilt und mir wurde klar das es eine perfekte Querung werden könnte mit einer Endzeit um die 11 Stunden.

Um 02:00 Uhr kam dann alles etwas anders. Nun mussten wir durch die französische Strömung. Die Strömung war viel stärker als gedacht. Am Tag zuvor bekamen das auch andere Schwimmer zu spüren und mussten aufgeben. Der Kapitän gab das Signal Go Go Go! Das bedeutete nochmals die Schlagzahl erhöhen. In dieser Zeit brauchte ich mein Team am meisten. Zuerst hieß es eine halbe Stunde so schnell zu schwimmen wie es für mich noch möglich war. Doch dieses sehr fordernde Tempo hätte ich 2 bis 3 Stunden halten müssen und das war nicht möglich! Meine Unterarmmuskulatur war bereits hart und ich atmete immer mehr Abgase vom Schiff ein. Mein Magen entleerte sich ein zweites Mal. Magen. Das machte das Ganze nicht leichter!

Vor meinen Augen hatte ich schon die Küste und den Leuchtturm von Cap Griz Nez zum Greifen nahe. Fürchterlich, wenn man trotz größter Anstrengung nicht näher kommt. Doch ich musste mich mit der Strömung irgendwie arrangieren und hielt dagegen. Insgesamt kämpfte ich vier Stunden gegen diese Strömung und der Punkt des Landkontaktes verschob sich immer mehr. Wir wollten versuchen in Wissant an den Strand zu kommen. Alles andere wäre in der Nacht nicht möglich. Von Wissant ostwärts sind nur scharfe Klippen und das Risiko von schweren Verletzungen wäre in der Dunkelheit sehr groß gewesen. Wir kamen durch diese Strömung auch nicht durch. Meine Querung war kurz vor dem Scheitern! Doch Aufgeben....nein!

Ich musste immer daran denken weswegen ich diese Strapazen auf mich nehme. FÜR DIE KINDERKREBSFORSCHUNG!!! Gedanken schossen mir durch den Kopf! Wie viele Schmerzen mussten mein Vater, meine Schwester und meine Mutter während ihres Krebsleidens ertragen. Wie stark haben sie gekämpft. Dies motivierte mich noch mehr zu einer riskanten Entscheidung. Wir probierten es am „Cap Blanche“ die zuvor erwähnte Steilküste mit ihren rasiermesserscharfen Felsen. Der Plan ging auf und wir stachen in flachem Winkel durch die Strömung. Zum Glück wurde es hell und somit konnte ich beim Landgang wenigstens die Klippen erkennen. Trotzdem habe ich mir die Zehen, Fußsohlen, Knie und sogar die Finger beim Anschlagen an die Küste aufgeschnitten.

Währenddessen war am Boot Panik ausgebrochen. Das Boot musste knapp 500 Meter vor der Küste ankern und ich schwamm ohne Begleitung zur Küste. Was sollte mir noch passieren, hatten mir doch schon zuvor eine Unmenge an Quallen meinen Körper verbrannt. Die Crew, das heißt Kapitän und der Observer so wie mein einziger Begleiter hatte mich wegen der starken Wellen sowie der vielen Möwen aus den Augen verloren. Sie suchten mit dem Feldstecher die Küste ab und fanden mich nicht mehr. Mein Kollege gestand mir später, dass sie mich 20 Minuten vergeblich gesucht hätten und er die ärgsten Befürchtungen hatte. Doch dann sah er die kraulenden Hände von mir zwischen den Möwen auf 500m Entfernung auftauchen und Tränen der Erleichterung standen ihn in den Augen. Alles ging gut und mit einer Endzeit von 14 Stunden 21 Minuten und 26 geschwommenen Meilen (41,6 km) war ich sehr zufrieden und glücklich.“

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