Champions League: Salzburg-Show gegen Liverpool bleibt unbelohnt

03.10.2019

Masaya Okugawa (RBS) und Sadio Mane (Liverpool) (c) GEPA Mandl
Masaya Okugawa (RBS) und Sadio Mane (Liverpool)

Zweiter Spieltag der UEFA Champions League und es war wie erwartet die große Fußballshow der Salzburger in Liverpool. Einzig das Ergebnis täuscht über die furiose Leistung hinweg. Wer hätte es vorher wirklich geglaubt, dass Österreichs Serienmeister in Liverpool gegen den Titelverteidiger gleich drei Tore reinhaut? Am Ende schafften die Hausherren dank Starstürmer Mohammed Salah doch eines mehr und das Ballspektakel ging letztlich mit 3:4 (1:3) verloren. Somit setzte es auch die erste Saisonniederlage für Salzburg. Die Bullen zeichnete an diesem Spieltag vor allem eines aus:  Man lag schon 0:3 zurück und trotzdem gelang die Aufholjagd. 

Schon am Samstag müssen die Bullen in der Bundesliga zu Hause gegen Altach (Anpfiff 17:00 Uhr) wieder ans Werk. Bleibt die Frage, ob das sportlich fair ist, so eine kurze Regenerationsfrist zu gewähren. Es gäbe ja auch Sonntagspartien in der Liga. So spielen in der kommen Runde LASK, Sturm Graz, Austria Wien, WAC Hartberg und St. Pölten am Sonntag.

Den nächsten Auftritt der Bullen in der Champions League gibt’s  am 23. Oktober. Da gastiert Napoli in Salzburg.

Die erste Halbzeit Anfield Road präsentierte sich  noch wie eine Lehrstunde für Salzburg aus. Das lag unter anderem wohl auch daran, dass Jungstar Erling Haaland in der Startelf fehlte. Die Tore von Ex-Salzburg-Spieler Sadio Mane (9.) und Andrew Robertson (25.) sowie Salah (36.) sahen schon wie die Vorentscheidung aus.

Dann in der zweiten Halbzeit war es jedoch eine ausgeglichene Partie. Mit den Toren von Hwang Hee Chan (39.), Takumi Minamino (56.) und „Joker“ Haaland (60.) kämpfen sich die Salzburger beinahe an die große Sensation heran. 

Erling Haaland – krankheitsbedingt erst spät eingesetzt – und das Fehlen des verletzten Antoine Bernede (Schienbeinbruch im Cup), das waren am Ende möglicherweise die Gründe für das Scheitern. Jedenfalls hatte sich das Fehlen der beiden Schlüsselspiel gerade in Halbzeit eins deutlich bemerkbar gemacht.

Salzburgs gab auch abseits des Spielfeld eine gute Figur ab. 3.000 mitgereiste Salzburger Fans sorgten auf der Anfield Road für gute Stimmung.

UEFA Champions League, Gruppe E, zweiter Spieltag
FC Liverpool – FC Salzburg 4:3 (3:1)
Liverpool, Anfield, SR Ekberg (SWE)
Zuschauer: 53.000 Zuschauer

Tore: 1:0 Mane ( 9.),  2:0 Robertson (25.), 3:0 Salah (36.), 3:1 Hwang (39.), 3:2 Minamino (56.), 3:3 Haaland (60.), 4:3 Salah (69.)

 

Stimmen nach dem Spiel (Quelle: Sky Sport Austria):

 

Jesse Marsch (Trainer FC Salzburg):

…über das Spiel: „Die zweite Halbzeit war ein Glücksgefühl. Wir hatten in der Pause ein Gespräch mit der Mannschaft, denn wir hatten zu viel Respekt vor dem Gegner, wir haben zu wenige Fouls gemacht, hatten nicht die Intensität und den Willen. Und zweite Halbzeit war dann viel, viel besser. Wir sind stolz auf diese Mannschaft und diese Leistung in der zweiten Halbzeit.“

...über die Lehren des Spiel: „Aus diesen Spielen müssen wir lernen. Von Anfang an müssen wir mit mehr Selbstvertrauen und mit weniger Angst spielen. Wir haben oft über dieses Thema gesprochen, aber es ist Anfield gegen Liverpool, vielleicht die beste Mannschaft der Welt. Aber wir können mit ihnen mitspielen. (...) Ich hoffe, wir können aus dieser Situation lernen und es bringt uns was für das nächste Spiel. Wir haben eine Chance in dieser Gruppe.“

...über die Salzburger Fans: „Die Fans sind großartig. Sie haben viel Leidenschaft für diese Mannschaft. Von dieser Mannschaft ist es einfach ein Fan zu sein.“

...vor dem Spiel über die Gründe, warum Erling Haaland nicht von Beginn an spielt: „Wir haben gedacht, dass es für 90 oder 60 Minuten ein bisschen gefährlich ist. Er hat nicht so viel trainiert. Aber ich denke, er kann 45 Minuten spielen.“

...vor dem Spiel über die Gründe, warum Andre Ramalho nicht in der Startelf steht: „Es war eine ganz, ganz schwierige Entscheidung. Wir denken, dass wir gegen diesen Gegner – besonders gegen Salah und Mane – im Umschaltmoment Schnelligkeit brauchen.“

 

Andreas Ulmer (FC Salzburg):

…über das Spiel: „Es wird immer in Erinnerung bleiben. Es war eine sehr, sehr starke Leistung von uns, vor allem in der zweiten Halbzeit. Wie wir zurückgekommen sind und gespielt haben war schon sehr beeindruckend. Schade, dass wir bei 3:3 nicht nachlegen konnten. (...) Ich denke, dass wir vor allem zweite Halbzeit unser Gesicht gezeigt haben, wie wir auftreten wollen und ich glaube, das hat jedem ganz gut gefallen.“

...über den 0:3-Rückstand: „Wir haben gewusst, dass es schwierig wird. Natürlich wünscht man sich, dass das dann so nicht eintrifft. Aber wir haben das dann angenommen und haben uns je länger die Partie gedauert hat, umso wohler auf dem Platz gefühlt.“

 

Cican Stankovic (FC Salzburg):

…über das Spiel: „Es war ab der zweiten Halbzeit ein sehr gutes Spiel von uns. In der ersten Halbzeit haben wir mit wenig Selbstvertrauen gespielt und haben uns nicht viel zugetraut. Wahrscheinlich waren wir da überrascht von der Wucht von Liverpool und vom Stadion. Zweite Halbzeit haben wir uns dann vorgenommen einfach das zu spielen, was wir können. Und deswegen können wir auf diese Leistung stolz sein. Aber bitter ist, dass wir da nichts geholt haben.“

...über die Veränderungen in der zweiten Hälfte: „Der Trainer hat uns in der Kabine gesagt, wir sollen einfach das spielen, was wir in den letzten Wochen gespielt haben. Also mit Selbstvertrauen mit dem Ball, wir sollen keine Angst haben, wir sollen zeigen, was wir können. Und das haben wir in der zweiten Halbzeit gemacht. Wir sind halt keine Mannschaft, die die Bälle hoch nach vorne spielen kann, das können wir einfach nicht.“

...über die Atmosphäre im Stadion: „Die Fans sind hier der Wahnsinn. Als ich in der zweiten Halbzeit zu ihren Fans gelaufen bin, haben sie mir applaudiert. Das habe ich in Österreich noch nicht erlebt. Unglaublich.“

...über die mitgereisten Salzburger Fans: „Man hat sie über 90 Minuten gehört und das war unglaublich. Ich hoffe, dass sie uns weiterhin diese Unterstützung geben. Man sieht, was möglich ist mit solchen Fans im Rücken.“

 

Rene Aufhauser (Co-Trainer FC Salzburg) im Videobeitrag vor dem Spiel:

...über seinen Sieg als GAK-Spieler in Liverpool: „Es war ein Moment als Spieler, der sicherlich in meiner Skala ganz, ganz weit oben steht. Damals bist du noch durch so eine enge Stiege hochgegangen zum Platz – also da hatten gerade mal zwei Spieler Platz und du warst eigentlich Schulter an Schulter mit deinem unmittelbaren Gegenspieler. Und danach betrittst du die Bühne. Als Spieler wird einem dann schon bewusst: Das hier heute ist etwas Besonderes.“

...über den damaligen Treffer von Mario Tokic: „Wir konnten es ja selbst nicht glauben. Er hat ja mehr oder weniger aus dem Stand geschossen. Der Ball ist dann immer länger geworden und ist dann via Lattenunterkante ins Tor gesprungen. Es war einfach ein Moment, in dem ich mir selbst gedacht habe: Wow, wir führen hier 1:0.“

....über seine zwei gelben Karten in diesem Spiel: „Es war schon speziell. Am Spielfeld habe ich eigentlich nur noch darauf gewartet Gelb-Rot zu bekommen. Dann hat sie der Schiedsrichter nicht gezeigt und ich habe mir gedacht: Okay, vielleicht war die erste doch für jemand anderen gedacht oder er hat sich bei der Nummer geirrt. Dass bei so einem besonderen Spiel dann so eine – unter Anführungszeichen – Panne auch noch passiert, macht es auch noch einmal spezieller für einen persönlich.“

Alf-Inge Haaland (Vater von Erling Haland und Ex-Profifußballer) im Videobeitrag vor dem Spiel:

...über die Entscheidung für einen Wechsel seines Sohnes nach Salzburg: „Wir haben damals Salzburg besucht und schon auch noch einige andere Klubs, glamourösere. Aber Salzburg ist perfekt für Erling. Dieser Klub, der komplett auf eine offensive Spielweise ausgerichtet ist. Außerdem haben sie den Ruf junge Spieler zu entwickeln, sie aber – wenn es passt – auch weiterziehen zu lassen.“ 

...über den ersten Auftritt seines Sohnes in der Champions League: „Das war natürlich großartig. Wir waren so stolz – die ganze Familie. Es war schon vor dem Spiel so wahnsinnig emotional, dieser Moment, wenn die Champions-League-Hymne beginnt. Die haben wir so oft gemeinsam gehört. Das war wirklich eine spezielle Nacht. Vor allem nach zwei Minuten...“

...über den Arbeitseifer seines Sohnes: „Du musst es tief in dir spüren, diese Liebe, dieses Interesse am Spiel. Wenn du so wie er, auch dann noch allein stundenlang trainierst, wenn es draußen regnet, dann hast du sehr bald einen Vorteil gegenüber allen anderen – denn die machen das nicht. Wenn du dann auch noch Talent hast, dann kannst du irgendwann sehr weit kommen.“

...über einen Vergleich zwischen ihm und seinen Sohn: „Es ist schwierig zu vergleichen. Aber ja, er ist viel talentierter als ich es war.“

 

Jürgen Klopp (Trainer FC Liverpool):

...über die Salzburger Aufholjagd: „Im Konter sind sie überragend stark und dadurch haben sie das Momentum im Spiel bekommen. Und dann wird es richtig zäh und es war für uns richtig schwierig. (...) Es war eine ganz wichtige Lektion, die wir heute gekriegt haben. Wir haben so viele Spiele gewonnen in dieser Saison und dann ist es einigermaßen schwierig Kritik auch richtig anzunehmen. Und heute haben wir einen schönen Schlag ins Gesicht gekriegt von Salzburg. Aber wir konnten es am Ende regeln.“

...über die Salzburger Leistung: „Ich wusste schon vorher wie stark sie sind. Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt: Salzburg wird nicht zusammenbrechen. Die sind hier da, um das Ding zu genießen und uns so viele Probleme wie möglich zu bereiten. Das haben sie gemacht. Aber wir haben es noch geregelt.“

…über das Spiel seiner Mannschaft: „Die Anfangsphase war überragend. Wir waren überall, wir waren bärenstark, haben alles gemacht, was Salzburg nicht wollte, das wir machen. Ich glaube, das 2:0 war eines der schönsten Tore, das ich bisher gesehen habe. (...) Dann haben wir den Fehler gemacht, das wir einige Spieler hatten, die weiter attackieren wollten und andere, die es kontrollieren wollten. Letztlich machten wir einfach einen großen Fehler: Wir haben zu hektisch gespielt.“

...die Gruppenkonstellation: „Game on! Alles ist drinnen. Wir werden uns alle gegenseitig schön auf die Knochen hauen. Das ist eine enge Gruppe. Wir haben nicht den Anspruch an uns, dass wir so eine Gruppe dominieren müssen.“

...vor dem Spiel über sein Verhältnis zu Salzburg-Tormanntrainer Herbert Ilsanker: „Für mich ist es auch ein besonderes Spiel. Herbert Ilsanker ist mein ehemaliger Mitspieler. Ich war für seine gerissene Achillessehne verantwortlich durch einen Rückpass. Dementsprechend freue ich mich gleich mit ihm zu reden.“

...vor dem Spiel über das Duell und Salzburg: „Ihr könntet schon mal aufhören mit dem Understatement – ist ganz süß irgendwie. Wenn nicht relativ viel dazugekommen wäre, dann wäre Salzburg in den letzten Jahren schon ab und zu in der Champions League dabei gewesen. In der Europa League haben sie schon richtig aufgezeigt was möglich ist. Also dementsprechend mag es für ein paar Fußball-Laien so sein, dass da ein Verein mit weniger großer Tradition auf einen Verein mit großer Tradition trifft und der Champions-League-Sieger des letzten Jahres auf jemanden, der das erste Mal dabei ist. Aber so sind wir es ja nie angegangen, um ehrlich zu sein. Wir wissen was auf uns zukommt.“

Marc Janko (Sky Experte):

…über das Spiel: „Die Leistung von Salzburg speziell in der zweiten Halbzeit ist herauszustreichen. Wie man da dagegengehalten hat, wie man da wieder auferstanden ist, das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich zweite Halbzeit von Zuschauern beschimpft werde und ich mich endlich wieder hinsetzen soll, weil wir gejubelt haben über den Ausgleichstreffer. (...) Niederlagen soll man nie gut reden, aber das ist vielleicht eine der wenigen, bei denen ich sagen kann: Ja, es gab heute zwei Sieger. (...) Das ist aller Ehren wert was hier für den österreichischen Fußball geleistet wurde. Da können wir alle stolz sein.“

...in der Halbzeitpause über das Spiel der Salzburger in der ersten Hälfte: „Mir ist in der ersten Halbzeit aufgefallen, dass Salzburg eigentlich nahezu gar nicht über die Seite gekommen ist. Sie probieren immer durch die Mitte zu spielen. Und wenn man eine Burg einnehmen will, dann geht man selten durch das Haupteingangstor, sondern muss es über alle Seiten probieren.“

...in der Halbzeitpause über Liverpool: „Man konnte eindrucksvoll sehen, dass zwischen Genk und Liverpool mindestens ein Universum ist in der Spielerfassung, Antizipation, Intensität, technischen Stärke und Übersicht. Da ist Liverpool momentan das Nonplusultra im europäischen Fußball.“

...vor dem Spiel über Jürgen Klopp: „Es ist nicht so, dass Salah, Firmino und Mane irgendwelche ,Nackerpatzl‘ sind, das sind mittlerweile auch große Namen im Weltfußball. Aber er ist natürlich von den ganzen Trainern weltweit für mich eigentlich der absolute Star. (...) Ich könnte ihm stundenlang zuhören. Er ist für mich schon sehr, sehr lange Zeit einer, den ich sehr bewundere für seine Art mit dieser Situation umzugehen, mit den Medien umzugehen, mit der Geduld, mit der Eloquenz, die er auch ständig an den Tag legt. Ein ganz, ganz großer des Fußballs.“

 



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