Salzburger Festspiele 2013: Alles neu beim Jedermann
07.11.2012
Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek – das war gestern. Das neue Traumpaar der Salzburger Festsspiele, zumindest auf der Bühne, heißt Cornelius Obonya, die Buhlschaft von Brigitte Hobmeier. Damit wird eine Eröffnungspremiere der Saison 2013 den kommenden Sommer natürlich ganz besonders prägen: Es ist die Neuinszenierung des Jedermann auf dem Domplatz. Insgesamt hat der Jedermann seit 1920 zehn Regisseure erlebt, heuer kommen der elfte und zwölfte dazu, denn der englischen Bühnenbildner und Regisseur Julian Crouch swoie der amerikanischen Theaterregisseur Brian Mertes werden gemeinsam die Regie. Die Salzburger Festspiele 2013 finden vom 19. Juli bis 1. September 2013 statt. 220 Aufführungen in 45 Tagen an 14 Spielorten, das sind die beeindruckenden Daten.
DIE OPER
Eines der faszinierendsten und bedeutendsten Werke der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Harrison Birtwistles Oper Gawain, eröffnet am 26. Juli den Opernspielplan der Salzburger Festspiele 2013. Seit der Uraufführung 1991 ist dieses Werk nie über das Royal Opera House London hinausgekommen ist, dabei hat der große englische Komponist damit ein Werk von zeitloser Modernität geschaffen.
Im Opernbereich stehen 2013 Richard Wagner und Giuseppe Verdi im Mittelpunkt. Im Festspielsommer 2013 soll den Gemeinsamkeiten dieser Antipoden nachgespürt werden: Beide verehrten Friedrich Schiller und schätzten Bellini und Meyerbeer. Verdi hat sich in vier Opern mit Schiller auseinandergesetzt, die früheste war 1845 Giovanna d’Arco. Anna Netrebko singt die Titelpartie neben Fabio Sartori, Plácido Domingo und Roberto Tagliavini. Und es ist sicher kein Zufall, dass sowohl Wagners Rienzi, den Philippe Jordan mit dem Gustav Mahler Jugendorchester zur Aufführung bringen wird, wie auch Nabucco, von Riccardo Muti mit dem Orchestra e Coro del Teatro dell’Opera di Roma musiziert, deren Inhalte sich um Freiheitsstreben, Hybris und Vernichtung bzw. Bekehrung drehen, unter verschiedenen Vorzeichen in der Folge propagandistisch in Beschlag genommen wurden.
Auch im Fall von Mozart wird ein frühes Werk – sein jugendlicher Geniestreich Lucio Silla – mit einer seiner letzten Opern, der Così fan tutte, die zugleich den Auftakt eines neuen Mozart/Da Ponte-Zyklus darstellt, gegenübergestellt. Marc Minkowski kommt mit seinen Musiciens du Louvre Grenoble nach Salzburg. Die Titelpartie des emotional zerrissenen, gehassten römischen Konsuls Lucio Silla singt Rolando Villázon.
ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL im HANGAR 7
Am 26. August wird eine eigens für Fernsehzuschauer im Hangar 7 produzierte Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Entführung aus dem Serail live übertragen
FESTSPIELBALL
Am letzten Samstag im August kommt dieser Sommer wiederum mit einem rauschenden Festspielball in der Felsenreitschule zum feierlichen Abschluss.
Das Konzert
Joseph Haydns Schöpfung steht am Beginn: Nikolaus Harnoncourt eröffnet damit am 19. Juli den Festspielsommer und die Ouverture spirituelle. Von den Haydn-Oratorien weiters neu zu entdecken mit Nikolaus Harnoncourt sind Die Jahreszeiten und Il ritorno di Tobia. In der Ouverture spirituelle kontrapunktieren sich in diesem Sommer geistliche Werke aus der Feder christlicher Komponisten mit der reichen Tradition buddhistischer Liturgien. Sie bieten eine spannende Gegenüberstellung von Gregorianischen Chorälen und Shōmyō-Gesängen und stellen neben Gagaku, der altjapanischen Hof- und Zeremonialmusik, auch die zen-buddhistisch inspirierte Meditationsmusik der japanischen Bambusflöte Shakuhachi und die Epengesänge mit Begleitung der Laute Biwa vor.
DAS SCHAUSPIEL
7359! Diese Zahl lässt die Göttin des Glücks dem „liederlichen Kleeblatt“ – einem Tischler, einem Schuster und einem Schneider – im Traume erscheinen, um die konkurrierende Liebesfee durch einen Lotteriegewinn zu düpieren. Ein böser Geist treibt sein Unwesen, vorzüglich bei jungen Männern, und verleitet sie zu unstatthaften Ausschweifungen, außerdem geht das Gerücht um, ein Komet würde schon bald auf die Erde stürzen. Eine unschuldige französische Viehhirtin empfängt von der Jungfrau Maria ihre Weisungen und zieht geharnischt in den Krieg gegen England. Ein reicher Mann begegnet unverhofft dem Tod, dem Teufel und allerlei anderen emblematischen Gestalten. Zwei Liebespaare werden im Wald und auf der Flucht von Elfen und Feen gefoppt. Eine bildschöne Halbwaise von einer Hexe verfolgt und von Zwergen beheimatet, und ein computergesteuerter Fertigungsarm aus der Automobilindustrie entwickelt ein bedrohliches Eigenleben – derart phantastisch geht es im Schauspielprogramm 2013 zu!
Die Eröffnungspremiere der Saison 2013 wird den kommenden Sommer natürlich besonders prägen: Es ist die Neuinszenierung des Jedermann auf dem Domplatz. Insgesamt hat der Jedermann seit 1920 zehn Regisseure erlebt, heuer kommen der elfte und zwölfte dazu, denn wir haben den englischen Bühnenbildner und Regisseur Julian Crouch und den amerikanischen Theaterregisseur Brian Mertes gebeten, gemeinsam die Regie zu übernehmen. Die Titelrolle wird von Cornelius Obonya, die Buhlschaft von Brigitte Hobmeier gespielt.
Im Landestheater folgt die Premiere von Friedrich Schillers Jungfrau von Orleans in der Regie von Michael Thalheimer. Wir koproduzieren diese Aufführung mit dem Deutschen Theater Berlin. Die Titelrolle spielt Kathleen Morgeneyer.
Auf die Perner-Insel Hallein kommt Johann Nestroys vielleicht größter Erfolg, die Zauberposse mit Gesang Der böse Geist Lumpazivagabundus in der Regie von Matthias Hartmann als Koproduktion mit dem Burgtheater Wien auf die Bühne. Es spielen u.a. Nicholas Ofczarek, Michael Maertens und Johannes Krisch.
Im wunderbaren und als Spielstätte wieder gewonnenen Residenzhof hat wenig später der Sommernachtstraum von William Shakespeare Premiere, inszeniert von Henry Mason, einem jungen österreichischen Regisseur – mit englischen Wurzeln. Auch dies wird ein einzigartiges Projekt, denn wir führen zugleich mit Shakespeares Märchen die Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Es musiziert das Mozarteumorchester Salzburg unter der Leitung von Ivor Bolton – eine Sparten überschreitende Unternehmung, die nur jenseits des Theateralltags bei Festspielen realisierbar ist.
Am Salzburger Landestheater folgt das Stück für Kinder (und Erwachsene) Schneewittchen in der Regie von Nicolas Liautard, den wir mit dieser erfolgreichen Produktion, die 2010 für den „Molière“, den wichtigsten Theaterpreis Frankreichs, nominiert wurde, nach Salzburg eingeladen haben. Sprachbarrieren wird es keine geben – es ist Bildtheater ohne Worte.
Aus Frankreich stammt der Künstler Aurélien Bory, der dieses Jahr das Figurentheater – im weitesten Sinne – repräsentiert: Seine „Puppe“ ist ein Fertigungsarm aus einer Automobilfabrik. Wie sich dieses mechanische Ungetüm belebt, stellt eine hochartistische Meditation über Mensch und Maschine vor, die den Namen Sans Objet – frei übersetzt: ohne Gegenstand – trägt. Eine Inszenierung, die keiner Worte bedarf.