Salzburger Festspiele 2023: Spektakuläre Jedermannpremiere
22.07.2023
Traditionell eine Woche vor der offiziellen Eröffnung der Salzburger Festspiele startete das Kulturspektakel gestern Abend mit der "Jedermann" Premiere. Unter dem Premierenpublikum unter anderem gesichtet: Anja Kruse, die letztjährige Buhlschaft Verena Altenberger und angebliche echt Klimaaktivisten.
Es war jedenfalls ein kurioses Doppelspiel von Klimaktvisten bei der Premiere: Teils des Stückes ist eine Störaktion auf der Bühne - Aktivisten mit Warnwesten stürmen auf die Bühne und versuchen die Fassade von Jedermanns Villa mit oranger Farbe zu besprühen. Und dann kam der ungeplante Auftritt der angeblich echten Klimaakivisten -mit Rufen wie "Wir alle sind die Letzte Generation!".
Ein neues Darstellerpaar und ein Besetzungs-Debüt ziehen in Michael Sturmingers dritter Jedermann-Neuinszenierung die Hauptaufmerksamkeit auf sich: Erstmals in der Salzburger Jedermann-Historie verkörpert Valerie Pachner sowohl die Rolle der Buhlschaft als auch den Tod, Michael Maertens spielt die Titelrolle. Den klassischen Tisch, bei dem die Tischgesellschaft völlert und sich ein Trinkgelage liefert fehlt. Vielmehr gibt es ein kleine Hügellandschaft vor einem Portal, das die Villa von Jedermann darstellen soll.
In diesem Jahr gibt keine zwei Kostüme für die Buhlschaft. Für sie wurde genau eines angefertigt, in dem sie sich sehr wohlt fühlt“, sagt Kostümbildnerin Renate Martin. Auf eine große Abendrobe habe man bewusst verzichtet, erhalten geblieben sei wie bisher der Schleier, der ein gutes spielerisches Element darstelle. Auch am Kranz, den sie nur kurz aufhat und dann dem Jedermann gibt, werde festgehalten, den habe es immer gegeben. Kostümdirektor Jan Meier: „Nach dem richtigen Rot haben wir lange gesucht, wir sind dann auf ein schönes Orange-Rot gestoßen.“ Es sei ein „vitales, erfrischendes, eigentlich ein Korallenrot“, erläutert Renate Martin weiter und fügt in Bezug auf die Auswahl hinzu: „Das Kostüm muss richtig zur Schauspielerin passen, daher hat Valerie Pachner diesen Look bekommen. Sie trägt ein Mieder mit einem rückseitigen Reißverschluss, dazu eine aus den 1970er-Jahren anmutende Schlaghose“.
Spannend auch das Kostüm für den Tod. Auch hier habe man lange nach dem richtigen Material gesucht, sagt Jan Meier. Er sei dabei auf eine auf Paillettenstickereien spezialisierte Firma gestoßen, die Wahl des Kostüms sei dann auf einen Bodysuit aus elastischem Material mit diesen Pailetten gefallen. Dieser sei in seiner Schlichtheit sehr effektvoll, dabei leicht und angenehm zum Tragen: „Angezogen wird er über Reißverschlüsse an Kopf und Rücken, ähnlich einem Taucheranzug mit Kapuze. Die Stiefel sind mit demselben Material bezogen, dessen Hauptmerkmale sind Lurexgarn und Swarovski-Steine.“
Jedermann selbst präsentiert sich in einem eleganten, aber doch legeres Outfit. Bei dem Material handelt es sich um speziell gearbeiteten Samt aus Italien. Dieser ist nachträglich bestickt worden und weist besondere Farben auf – eine Anfertigung, die man selten findet.
Konzeptionell an die Göttin Gaia als Personifizierung der Erde ist Sarah Viktoria Fricks Kostüm als Göttin angehelehnt. Es besteht aus vielen kleinen Teilen und ist in seiner Patchwork-Arbeit als Spiegel der Welt zu verstehen.
Was Handwerk kann und an wie vielen Teilen gearbeite werde, zeige sich auch am Kostüm von Mirco Kreibich als Mammon. Das Mammon-Kostüm ist früher immer als etwas Schweres dargestellt worden, nun ist es im Vergleich dazu bedeutend leichter. Die Figur des Mammon trägt ein vorne und hinten aufwendig auf Tyveg bedrucktes Tutu aus Geldscheinen mit der – eigens als Symbol für das Oligarchentum des Jedermann kreierten – Währung „1000 JM (Jedermann)“. Bei den von Mirco Kreibich vollführten Tanzbewegungen wird dabei deren Vergoldung deutlich sichtbar.
Renaissance-Hosen ohne Innenteil und italienische Blousons aus bedrucktem Lamé-Stoff und mit extra gestrickten Bündchen in einem Zeiten-Mix von Geschichte mit heutigen Elementen tragen die beiden Vettern. Viel Handarbeit steckt auch hinter dem Kardinalskostüm aus italienischen Stoffen mit einem duklen Chiffon – getragen von der Teufelin.