Aus einer Brieffreundschaft wurden 74 Ehejahre
07.02.2024
Paula und Rudolf leben seit 1,5 Jahren im Rotkreuz-Seniorenwohnhaus Puch und genießen dort ihren wohlverdienten Lebensabend. Im Herbst werden sie gemeinsam ihre Kronjuwelen-Hochzeit, ihren 75. Hochzeitstag feiern. In einem Gespräch berichteten die Beiden, wie sie sich kennenlernten und wie sie es geschafft haben, eine so lange und glückliche Ehe zu führen.
„Sie freuen sich schon den ganzen Tag auf das Gespräch“, erzählt Christian Präauer, Haus- und Pflegedienstleiter des Seniorenwohnhauses Puch, am Weg zu den miteinander verbundenen Zimmern von Paula (97) und Rudolf (96). Diese Freude zeigt sich von Beginn an. Nachdem sie es sich Beide gemütlich gemacht haben, beginnen sie aus ihrem Leben zu erzählen.
„Fand ihn eigentlich ganz fesch“
Paula erzählt, wie sie 1945 kurz nach Kriegsende auf der Rückreise nach Graz am Bahnhof Hallein Pause machte. Dabei entdeckte sie einen jungen, dunkelhaarigen Schalterbeamten, den sie „eigentlich ganz fesch“ fand, wie sie mit einem Lächeln erzählt. Auch Rudolf war sie aufgefallen, doch dabei blieb es an diesem Tag dann auch.
Paula fuhr nach Hause in die Steiermark und erzählte einer Freundin von dem jungen Mann. Diese ermutigte sie, ihm eine Karte zu schreiben, adressiert an den „Eisenbahner, der an dem Tag an der Kassa Dienst hatte.“ Die Karte traf auch ein, jedoch nicht bei Rudolf, sondern einem Kollegen. Dieser antwortete ohne Rudolfs Wissen in dessen Namen, allerdings mit der Schreibmaschine. Obwohl sie das komisch fand, schrieb Paula noch einmal zurück – und dieses Mal erhielt Rudolf auch wirklich den Brief. Daraus entwickelte sich schließlich über die nächsten zwei Jahre ein intensiver Briefverkehr zwischen den Beiden.
Hufeisen als Glücksbringer
Dann war es endlich soweit: Paula und Rudolf trafen sich in Bruck an der Mur das erste Mal. Rudolf war schon damals ein leidenschaftlicher Wanderer und hat „Paula gleich auf den Berg gejagt“. Sie war zwar nicht begeistert, ging aber trotzdem mit. Und so lernten sich die Beiden immer besser kennen, bis sie schließlich am 1. Oktober 1949 heirateten.
Ein Bekannter von Paula schenkte ihnen zur Hochzeit eine Kutschenfahrt zur Kirche. Bei der Fahrt verlor eines der Pferde ein Hufeisen, das der Bekannte versilbern ließ und den Beiden als Glücksbringer für ihre Ehe schenkte.
40 Jahre glücklich in Puch gelebt
Und Glück scheint es ihnen tatsächlich gebracht zu haben, denn nach über 74 Jahren sind sie immer noch zusammen, trotz entbehrlicher Zeiten in den ersten Ehejahren. Nach der Hochzeit lebten sie in einfachen Verhältnissen, ehe sie in ihre erste eigene Wohnung im Halleiner Burgfried zogen.
Heute blicken beide auf erfolgreiche Karrieren zurück. Paula leitete über viele Jahre eine Abteilung bei einem Industrieunternehmen in Hallein, während Rudolf schließlich Leiter am Salzburger Güterbahnhof war. Der berufliche Erfolg ermöglichte es den ihnen schließlich, sich ein Haus in Puch zu kaufen. Dort lebten sie gemeinsam 40 Jahre, ehe sie sich im Oktober 2022 zum Umzug ins Seniorenwohnhaus Puch entschlossen.
Rudolf hatte sich schon längere Zeit nach einem Platz erkundigt. „Ich bin jeden Tag vorbeispaziert und habe nachgefragt, ob es schon einen Platz für uns gäbe“, erzählt Rudolf. Als der Haus- und Pflegedienstleiter Christian Präauer sie schließlich anrief und mitteilte, dass es jetzt soweit wäre, waren beide sehr erleichtert. „Es ging gesundheitlich leider nicht mehr anders“, sagt Paula.
„Froh, hier zu sein“
So haben die Beiden gemeinsam ein schönes, neues Zuhause gefunden. „Wir sind sehr froh hier zu sein. Wir werden gut versorgt und müssen uns keine Sorgen mehr machen. Und Rudolf bekommt die Pflege, die er benötigt“, erzählt Paula mit einem Lächeln. „Wir hatten ein vielseitiges Leben mit Aufs und Abs, aber das gehört dazu. Hier sind wir jedenfalls sehr glücklich und gut versorgt“, sagt Rudolf zustimmend.
Tipps für eine glückliche Ehe
Befragt nach ihren Tipps für eine so lange und glückliche Ehe wie ihre sind sich Paula und Rudolf einig. Eine Ehe sei ein Geben und Nehmen. Natürlich habe es immer wieder Meinungsverschiedenheiten und Auffassungsunterschiede gegeben, aber letztlich war, in den Worten von Paula, Beiden immer klar: „Alles lässt sich lösen.“
„Wir wussten beide: wie ich in den Wald hineinrufe, so kommt’s zurück“, ergänzt sie. Beide sind überzeugt, dass eine erfolgreiche Ehe letztlich vor allem Verständnis und Nachsicht braucht. Man müsse auch einmal nachgeben und nicht immer nur die eigene Meinung durchsetzen wollen.
Sieht man die Beiden Hand in Hand am Sofa sitzen und aus ihrem Leben erzählen, wird einem rasch klar: genau das ist ihnen sehr gut gelungen.