Barrierefreiheit im Salzburger Wohnbau wackelt

18.08.2020

Barrierefreiheit (c) Sabine GENET pixabay
Sparen bei Behinderten

Respekt und bestmögliche Hilfestellung, das sollte im Umgang mit beeinträchtigten Menschen eine Selbstverständlichkeit sein. Barrierefreiheit im Wohnbau spielt dabei eine zentrale Rolle. Geht es nach der Politik, so soll diese soziale Errungenschaft nun aber dem Sparstift zu Liebe geopfert werden.

Mit einem Hilfeschrei reagiert daher jetzt der ÖZIV Bundesverband auf die Pläne der Salzburger Landesregierung. Gewarnt wird davor, die Standards der Barrierefreiheit im Wohnbau verschlechtern zu wollen. Aus Sicht des ÖZIV wurde unter dem Deckmantel des „Leistbaren Wohnens“ ein Gesetzesvorschlag vorgelegt, der für Menschen mit Behinderungen erhebliche Verschlechterungen nach sich zieht und zudem der UN-Behindertenrechtskonvention widerspricht.

Barrierefreiheit ist nur ein geringer Kostenfaktor 

Verschlechterungen für Menschen mit Behinderungen ergeben sich im vorliegenden Entwurf unter anderem dadurch, dass in kostenreduzierten Wohnbauten auch ab drei Stockwerken KEIN Lift eingebaut werden muss. Außerdem sieht das Gesetz eine Verordnungsermächtigung für die Landesregierung vor, die es ihr ermöglicht die

Barrierefreiheitsstandards noch weiter zu senken. Barrierefreiheit kommt zudem allen zugute – insbesondere auch älteren Menschen und Familien mit kleinen Kindern.

„Von der Salzburger Landesregierung wird hier in unzulässiger Weise Barrierefreiheit als Haupt-Ursache der hohen Wohnungspreise im Bundesland Salzburg verantwortlich gemacht“, ärgert sich ÖZIV-Präsident Herbert Pichler „Für uns ist eine Senkung des Standards für Barrierefreiheit nicht hinnehmbar!“

Dem Gesetzesentwurf liegt die falsche Annahme zugrunde, dass Barrierefreiheit ein wesentlicher Kostentreiber im Wohnbau sei. Tatsächlich wurde aber schon mehrfach wissenschaftlich bewiesen, dass die Mehrkosten durch Barrierefreiheit gering sind, wenn Barrierefreiheit bereits bei der Planung berücksichtigt wird. „Als wesentliche Preistreiber im Wohnbau gelten österreichweit die Grundpreise – dies will die Salzburger Landesregierung aber offensichtlich verschweigen und stattdessen die Rechte von Menschen mit Behinderungen und älterer Menschen beschneiden!“, so Herbert Pichler.

Über den ÖZIV Bundesverband

Der ÖZIV ist ein seit 1962 tätiger Behindertenverein, dessen Mitgliedsorganisationen selbständige Vereine in den einzelnen Bundesländern sind. Der in Wien angesiedelte Bundesverband versteht sich als Interessenvertretung, die auch inklusive Angebote im Sinneder UN-Konvention umsetzt. Die rund 22.000 Mitglieder werden von Landes- und Bezirksorganisationen betreut, welche je nach regionalem Bedarf unterschiedliche Angebote haben. Der ÖZIV-Bundesverband setzt sich mit seinen Angeboten SUPPORT Coaching, Arbeitsassistenz und ACCESS für eine inklusive Gesellschaft ein. Diese Unterstützungsleistungen sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderungen nachhaltig verbessern

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