Historische Skelette am Uniklinikum Campus gefunden
28.09.2023
Bis zu 500 Skelettfunde mögliche
Am Gelände der Salzburger Landeskliniken in Mülln wird derzeit eifrig am Projekt Neubau Innere Medizin III gearbeitet. Bei den ersten Grabungsarbeiten sind jetzt zahlreiche historische Skelette gefunden worden. Da sich hier vor 125 Jahren ein zum Spital gehörender Friedhof befunden hat, werden jetzt umfangreiche archäologische Grabungen durchgeführt.
Der Friedhof wurde gleich nach der Gründung des St.-Johanns-Spital 1695 angelegt. Erst war er als reiner Krankenhausfriedhof konzipiert. Schon bald wurden aber auch Verstorbenen aus den angrenzenden Stadtteilen Mülln, Riedenburg und Maxglan hier bestattet. Laut historischen Quellen fanden hier bis 1896 Bestattungen statt. Der Friedhof wurde dann zwar 1901 geräumt, aber wie sich jetzt zeigt offenbar nicht wirklich zur Gänze. Möglicherweise wurden auch nur die Graboberflächen beseitigt und die Verstorbenen im Erdreich belassen. Deshalb wird jetzt sorgsam unter Aufsicht des Bundesdenkmalamtes und einer Spezialfirma nach Leichenresten gegraben.
Warum die Grabungen auch wissenschaftlich von großem Interesse sind erklärt Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt: „Jeder Friedhof aus vergangenen Zeiten stellt eine wichtige Quelle für medizinhistorische und sozialwissenschaftliche Aspekte dar“. Bislang wurden rund 150 Skelette geborgen – es könnten aber noch etliche weitere hervorkommen. In Summe gehen die Experten von bis zu 500 möglichen Funden aus. Nach der Bergung werden die Funde von einer Anthropologin untersucht und wissenschaftlich dokumentiert.
Dozent Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken informiert: „Wenn alle Befundungen abgeschlossen sind, werden die Skelette würdevoll bestattet – voraussichtlich am Kommunalfriedhof.“
An etlichen Skeletten ist auch ersichtlich, dass Leichenöffnungen durchgeführt wurden – etwa wenn die gesamte Schädeldecke fehlt. Paul Sungler dazu: „Kaiserin Maria Theresia hat eingeführt, dass Menschen die in einem öffentlichen Krankenhaus verstorben sind obduziert werden müssen“. Bei den Skeletten ist das auch daran erkennbar, wenn das Brustbein geöffnet wurde, um Organe entnehmen zu können. Heute besteht in öffentlichen Krankenhäusern keine Pflicht mehr zur Obduktion. In der Regel erfolgt es nur dann, wenn es zur Beweissicherung notwendig ist.
Der Neubau der Inneren Medizin III ist dringend notwendig, da die baulichen Voraussetzungen der bestehenden Uniklinik schon lange nicht mehr dem medizinischen Stand der Technik entsprechen. Sungler erklärt weiters: „Die Klinik ist auf insgesamt sieben Standorte in fünf Gebäuden aufgeteilt – und diese Gebäude sind teilweise am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt. Um die Versorgung von an Krebs erkrankten Personen auf höchstem medizinischen Niveau gewährleisten zu können, wurde der Neubau von der Landesregierung beschlossen.“
Die Kanalumlegungen für den Beginn der Bauarbeiten sind für November 2023 geplant. Die Fertigstellung des Gesamtprojektes Haus L samt Hörsaal ist für Ende 2026 projektiert.