DomQuartier: RUNDGANG ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE

18.05.2014

Vom sogenannten „Grünen Saal“ führt das neue Wegleitsystem über eine Tür und Stufen ins dritte Obergeschoß, wo sich seit 1923 das wohl prunkvollste Museum des Landes befindet: die Residenzgalerie. In der aktuellen Schau begegnen wir exquisiten Werken italienischer, französischer, niederländischer und österreichischer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie geben Einblicke in barocke „Lebenswelten“.

Ausblicke auf die Stadt

Von der Residenzgalerie geht es weiter auf eine Terrasse über den nördlichen Dombögen. Sie verbindet das weltliche Zentrum mit dem geistlichen: dem Dom. Zwischen Himmel und Erde eröffnet sich ein beispielloser Blick auf die Stadt. In nördlicher Richtung dehnt sich der Residenzplatz aus. Dahinter erheben sich die Bürgerhäuser sowie das Mozart-Denkmal und die Neue Residenz mit Glockenturm als aparte Kulisse. In südlicher Richtung entfaltet der Domplatz mit der Domfassade und der Mariensäule seine spirituelle Kraft. Darüber thront die Festung. Folgt man der Fassade des Dom- und Residenzkomplexes weiter, schweift der Blick über die Türme von St. Peter, saftig grüne Hänge am Mönchsberg, bis hin zu Edmundsburg – unter der sich das Dach des Bühnenturms vom Haus für Mozart noch ausmachen lässt – und Franziskanerkirche. Die berühmten Ansichten Salzburgs und seiner Stadtberge erstehen an dieser Stelle in einem einzigartigen Panorama, wie von einem hohen Podest aus.

Eine geschwungene Treppe führt ins Innere des Doms. Erste Station sind die drei reich stuckierten Räume im Nordoratorium. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden sie entkernt und in die originale Bausubstanz rückgeführt. Zudem wurden sie mit einer Heizung ausgestattet, die es erlaubt, klimatische Bedingungen auch für wertvolle Exponate zu schaffen.

Diese Räumlichkeiten sollen künftig unterschiedliche Nutzer mit Sonderausstellungen bespielen. Als erstes ist das Salzburg Museum mit der Sammlung Rossacher hier zu Gast: Die Entwürfe für Wand- und Deckenfresken, Altarbilder u.v.m. wurden dafür restauriert und erzählen nun ihre Geschichte von der Idee bis zur Ausführung: „Prima Idea“ ist die Schau überschrieben.

Einblicke ins barocke Herz

Betritt man im Anschluss die Orgelempore, eröffnet sich ein imposanter Blick in das Hauptschiff des Salzburger Doms. Vor genau 400 Jahren, am 14. April 1614, legte Marcus Sitticus von Hohenems den Grundstein zum barocken Dom. Eingeweiht wurde er 1628 von seinem Nachfolger Fürsterzbischof Paris Lodron.

Hinter dem Spieltisch der Hauptorgel heraus windet sich der Weg ins angrenzende Dommuseum. Goldschmiedearbeiten, prächtige Textilien und Geräte umfasst der sogenannte Domschatz, erweitert durch Gemälde und Skulpturen von der Gotik bis zum Barock, die aus dem Dom und umliegenden Salzburger Kirchen stammen. Ältestes und wichtigstes Stück ist das sogenannte Rupertuskreuz, das in die Zeit des hl. Virgil datiert.

Eine schmale Wendeltreppe führt einen Stock tiefer in die Kunst- und Wunderkammer im südlichen Dombogen, entstanden im 17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen auch Stuck, Marmorfußboden und Kunstschränke, in denen hauptsächlich Objekte aus Bergkristall, Elfenbein sowie Edelsteinen gesammelt wurden. Nach der Säkularisierung Salzburgs 1803 wurden fast alle wertvollen Gegenstände außer Landes verbracht.

Mit der Begründung des Dommuseums 1974 bemühte man sich, die Kunst- und Wunderkammer zu rekonstruieren und in den originalen Vitrinen neu einzurichten. Mineralien und Edelsteine aus den Salzburger Alpen, geschnittener Bergkristall, Türmchen aus Elfenbein oder ein Narwalzahn sind hier ebenso zu bestaunen wie Muscheln, exotische Tiere oder wissenschaftliche Instrumente und ein bemalter Himmelsglobus.

Tour de Baroque rund um den Domplatz

Direkt anschließend betritt man die Lange Galerie, die schon den Fürsterzbischöfen als Gemäldegalerie diente. 1819 wurde sie der Abtei St. Peter zugesprochen, deren Klosteranlage sich dahinter erstreckt. Auf der 70 Meter langen Wand werden 17 großformatige Gemälde aus der Sammlung der Abtei präsentiert. Die der Gemäldewand gegenüberliegenden Fenster wiederum geben den Blick auf den Domplatz frei, wo sich seit fast 100 Jahren jeden Sommer das Spiel vom Sterben des reichen Mannes wiederholt.

Eine Rampe führt weiter in den neu gestalteten Wallistrakt, womit der Rundgang um den Domplatz in die Residenz zurückführt. Dort, wo sich bis vor kurzem noch Hörsäle befanden, werden nun Kunstschätze aus den Sammlungen der Erzabtei ausgestellt.

Die Benediktinerabtei St. Peter ist das älteste durchgehend bestehende Kloster im deutschsprachigen Raum und besitzt eine Kunstsammlung mit geschätzten 40.000 Exponaten. Eine Auswahl der schönsten Objekte wird erstmals seit 1982 wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Domkustos und Museumsleiter Wolfgang Wanko ist damit beschäftigt, erste Objekte in den Regalen zu arrangieren, so etwa das Schreibzeug von Abt Dominikus Hagenauer. „Es besteht aus Feder, Tintenfass, einem kleinen Fässchen, in der das Pulver zum Trocknen der Tinte aufbewahrt wurde, einem Kerzenhalter sowie einer Glocke. Zudem sehen Sie hier eine schöne Mischung aus Alltagsgegenständen, Gastgeschenken und wertvollen Objekten“, erzählt Wolfgang Wanko. Neben einem pittoresken Steinkopf sind bereits Exponate aus der Mineraliensammlung aufgestellt. Im unteren Regal stehen bunte Klompen, niederländische Holzschuhe, die ein Mitbruder getragen hat, ein Eisstock und eine Bettpfanne: Objekte aus dem Alltag im Kloster.

Durch eine schwere Doppeltür gelangt man in den angrenzenden Kaisersaal. Von dort aus führt ein schmaler Gang direkt zur Franziskanerkirche. Eine gläserne Tür gibt heute den Blick auf das außergewöhnliche Sternrippengewölbe im Chor der ehemaligen Stadtpfarrkirche frei. Am Ende der Tour de Baroque ist man zurück im Carabinierisaal. 

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